Szenenwechsel - Erlebnisse

zum Beispiel bei der Wohnungslosenhilfe


"Nachts sind die Städte kalt und leblos. Menschen hasten an einem vorbei und würdigen einen höchstens eines verächtlichen Blickes", erzählt ein Obdachloser im Tagesaufenthalt. Während er einen Teller Suppe in sich hineinschaufelt, hält er inne und bekennt: "Irgendwie bin ich ständig auf der Suche nach Wärme, Geborgenheit, einem Zuhause. Doch ich komme nie an." Woanders wäre ihm das nie über die Lippen gekommen. Denn die Straße ist hart. Da darfst du keine Schwächen zeigen, sonst gehst du unter. Im Tagesaufenthalt findet er etwas Geborgenheit und Menschen, die ihn verstehen und unterstützen.

zum Beispiel in der Kindertagesstätte

Fröhlich quirlen die Kinder durcheinander, als ein heller klarer Ton sie innehalten lässt. Das ist das verabredete Zeichen für den gemeinsamen Tageskreis mit anschließendem Frühstück. Vergnügt bringen die kinder ihre Brote oder kleinen Yoghurtbecher zum Gruppentisch und setzen sich in den Kreis. "Seit ich diesen kleinen Klangstab habe, funktioniert vieles besser," verät die Erzieherin. "Die Kinder überhören ihn nie!" Nach dem gemeinsamen Frühstück spielen die Kleinen wieder. Viele gehen dann in den Spielgarten und toben sich aus.

zum Beispiel im Seniorenzentrum

Ihren Händen sieht man das Alter kaum an. Flink ist der Apfel geschält, entkernt und in Achtel geteilt. Dabei erzählt die 87-jährige von großen Festen in ihrer Jugend. Sie fesselt die Zuhörer mit ihren Bildern vom Leben am Rande einer Kleinstadt. Mit den Apfelscheiben belegt sie den Kuchen für die Nachmittagstafel. Sie weiß, dass sich die anderen schon auf ihren Apfelkuchen freuen. Ihr aber ist die Zubereitung viel wichtiger. Dabei erfährt sie das Gefühl, noch gebraucht zu werden und nützlich zu sein.

zum Beispiel Sozialstation

Wie jeden Morgen steigt Schwester Inge in den kleinen weißen Corsa mit dem Logo der Diakonie. Sie geht noch einmal die Liste durch, ob sie auch nichts vergessen hat. Für Frau Mieling hat sie Brot, Milch und etwas Obst gekauft. Herr Dollering braucht noch Medikamente. Und bei Frau Pantzen wird sie heute Blutdruck messen. Schwester Inge legt, wenn möglich, alle Besorgungen so zusammen, daß sie Zeit gewinnt; denn neben ihrem pflegerischen Auftrag geht es ihr vor allem um die Menschen. Schwester Inge hat nichts vergessen. Sie ist früh dran und fährt los. Frau Pantzen wird schon wach sein. Sie freut sich, wenn sie Gesellschaft hat.

zum Beispiel Bahnhofsmission

Fünf vor halb zwei: Nele hat noch eine halbe Stunde Zeit, bis ihr Zug fährt. Sie setzt sich in den Warteraum der Bahnhofsmission. Eine Frau, die hier mittags immer ihre Suppe löffelt, kennt sie vom Sehen. Hin und wieder kommen Angetrunkene herein und pöbeln. Was hier sonst so passiert, davon hat Nele keine Ahnung. Wenn sie wüßte, daß heute morgen eine Kindergruppe hier gefrühstückt hat; oder daß gestern abend ein gleichaltriges Mädchen hierhergeflohen ist, das von ihrem Vater verprügelt wurde ... Die Frau neben ihr holt eine verkrümelte Zigarette aus ihrem Mantel. Nele hat die Mathehausaufgaben fertig. Sie geht zum Gleis. Aus ihrem Zug steigt eine Gruppe Behinderter. Helferinnen von der Bahnhofsmission schieben ihre Rollstühle.

zum Beispiel Straffälligenhilfe

Der große Schreibtisch ist mit Rechnungen übersät. Aufmerksam registriert der Sozialarbeiter den Zettelwust. Er bringt Ordnung in das Schuldenchaos, das Benny vor ihm ausgebreitet hat. Benny wurde vorletzte Woche aus dem Knast entlassen. Weil er keine Wohnung mehr hatte, ist er erst einmal bei der Straffälligenhilfe untergekommen. Jetzt flattern ihm täglich neue Rechnungen auf den Tisch. Vom alten Vermieter, dem er nach seiner Verhaftung drei Monatsmieten schuldig blieb. Vom Spediteur, der seine Wohnung räumte, als er im Knast war und seine Möbel eingelagert hat. Und die Versicherung verlangt: Benny soll den Schaden bezahlen, den er bei seinem Bruch angerichtet hat.
Der Sozialarbeiter der Diakonie hilft bei der Entschuldung, damit Benny nicht stehlen geht, um von seinen Schulden runterzukommen.